Dining room

Essen, Schlafen,
Genießen

Als Mensch mit tadellosem Geschmack gehört Olivier Creed nicht zu den Reisenden, die sich bei der Hotelauswahl auf Bewertungen bei Tripadvisor verlassen. Auf Grundlage seiner persönlichen Erfahrungen, gut informierter Freunde und einem Sinn für das, was ein wirklich außergewöhnliches Hotel bieten kann, erstellte er ein kleines schwarzes Buch mit besonderen Orten zum Übernachten. Hier nun sechs der besten Häuser...
Olivier Creed
Olivier Creed
Ein aufenthalt in einem Luxushotel ist eine Kunstform. Wann sonst bekommt man den Schlüssel zu einer Immobilie im Wert von zig Millionen ausgehändigt? Sie wollen nur einchecken, schlafen gehen und den ersten Flug nach Hause nehmen? Das wäre eine verschwendete Gelegenheit. 


Bei der Auswahl der sechs Hotels für diesen Artikel stellte Olivier Creed sich die Frage, wo er sich weltweit am liebsten aufhält. Ein luxuriöses Hotel in wenig reizvoller Lage könnte somit nie auf seine Liste kommen. Daraus ergibt sich Regel Nummer eins für ein wirklich wunderbares Hotel: Es muss sich an einem besonderen Ort befinden. Als nächstes beschäftigte er sich mit der Ästhetik des Hotels. Wie gut waren die Zimmer eingerichtet bzw. ausgestattet? Ist das Haus vor Kurzem renoviert oder modernisiert worden, um ein verlockendes Ambiente zu erzeugen? Hatte man beim Betreten der Lobby wirklich das Gefühl, an einem besonderen Ort anzukommen? Auch das Angebot gilt es zu berücksichtigen. Ein erstklassiges Hotel ist mehr als ein Zuhause in der Ferne – es ist ein Erlebnis. 


 Schließlich bietet sich nicht täglich die Gelegenheit, vom Zimmer direkt ins Fünf-Sterne-Spa zu gehen oder mit einem AquarivaSuper-Motorboot durch die Wellen zu pflügen. Viele schöne Hotels scheiterten daran, dass es dort nichts zu tun gibt. Als Franzose und Parfümeur ließ sich Olivier bei seiner Auswahl schließlich von seinen Sinnen leiten, also von den kleinen Besonderheiten, die manche Hotels einladender und unvergesslicher machen als andere. Vielleicht waren es die frischen Blumen im Zimmer, der Duft und Klang des Meeres oder die verführerischen Aromen aus der Küche des Sternerestaurants. Et voilà – hier ist die sorgfältig kuratierte Liste sechs eleganter Hotels – zwei in Frankreich, die anderen in Italien, London, der Schweiz und New York – die von allem das Beste zu bieten haben und so das Gütesiegel eines Mannes erhalten, der sich bestens mit den schönen Dingen des Lebens auskennt. Bonne visite!

1. Hôtel Beau-Rivage Palace, Lausanne, Schweiz

Hôtel Beau-Rivage Palace, Lausanne, Switzerland
Olivier liebt: Das Seepanorama und den tadellosen Service des Hotels.


In diesem renommierten Luxushotel auf der Schweizer Seite des Genfer Sees – oder des Lac Léman, wie er von den Einheimischen genannt wird – gab es in der Vergangenheit keinen Mangel an interessanten Ereignissen. So traf im Jahr 1893 der damalige Hoteldirektor Jacques Tschumi den Entschluss, nur einen Steinwurf vom Hotel entfernt die „École hôtelière de Lausanne“ zu gründen. Das bekannte Institut hat noch immer den Ruf eines der weltweit besten Schulen für Hotelmanagement. Im Jahr 1912 wurde im Beau-Rivage der Vertrag von Lausanne unterzeichnet, der den italienisch-türkischen Krieg beendete. Und 2009 eröffnete die höchstdekorierte Michelin-Sterneköchin der Welt Anne-Sophie Pic unter ihrem eigenen Namen im Beau-Rivage Palace ein Restaurant, das mit zwei Sternen ausgezeichnet werden sollte.


Das Beau-Rivage wurde 1861 mit dem Ziel gegründet, den kleinen Fischerhafen Ouchy südlich von Lausanne zu einem Reiseziel für den Adel und die bürgerliche Elite Europas zu machen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs begeisterte es außerdem wohlhabende amerikanische Touristen auf Weltreise. Heute zieht das architektonische Schmuckstück im Jugendstil vor allem eine kosmopolitische Oberschicht an, die wegen der atemberaubenden Panoramen, reinen Bergluft und des eleganten Ambientes des vornehmen Kontinentaleuropas dort absteigt. Mit seinen weitläufigen, gepflegten Gartenanlagen, die zu einem ruhigen Spaziergang einladen, hat das Beau-Rivage eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Grand Hôtel Royal Evian Resort auf der französischen Seeseite. Die Lage des Hotels bietet einen angenehmen Gegensatz zu den betriebsamen – doch keinesfalls überlaufenen – Straßen der Innenstadt Lausannes, die zu Fuß in 20 Minuten erreichbar ist.


Eine weitere unverzichtbare Sehenswürdigkeit des Hauses ist der Sandoz Ballsaal (oben), ein schimmernder, kuppelförmiger Raum, in dem seit über 100 Jahren Bankette, gesellschaftliche Veranstaltungen und historische Konferenzen stattfinden. Ebenfalls nicht entgehen lassen darf man sich das 1.500 m² große Cinq Mondes Spa, das im Jahr 2020 renoviert wurde und über acht Behandlungsräume verfügt. Sie können sich aber auch ganz in Ruhe in Ihrem Zimmer entspannen und überlegen, wer dort vielleicht schon übernachtet hat – in Frage kommen unter anderem Gianni Versace, Winston Churchill und Nelson Mandela.

"Heute zieht das architektonische Schmuckstück im Jugendstil vor allem eine kosmopolitische Oberschicht an, die wegen der atemberaubenden Panoramen, reinen Bergluft und des eleganten Ambientes des vornehmen Kontinentaleuropas dort absteigt."

Olivier Creed

2. Hôtel du Cap-Eden-Roc, Antibes, Frankreich

Hôtel du Cap-Eden-Roc, Antibes, France
Olivier liebt: Den Komfort, die Lage des Hotels an der Spitze des Cap d’Antibes sowie den herrlichen Blick auf das Mittelmeer.


Weltweit gibt es wohl kaum eine Immobilie mit einem prestigeträchtigeren Standort als das Cap-Eden-Roc, das so ziemlich den ganzen südwestlichen Zipfel von Antibes für sich beansprucht. Die Sonnenuntergänge sind ein spektakuläres Schauspiel und lassen sich von der Pool Bar oder den drei Restaurants aus bewundern – eines davon mit einem MichelinStern und einem Menü, das in Zusammenarbeit mit dem legendären französischen Chefkoch Eric Frechon kreiert wurde. Die hervorragende Lage an der Riviera garantiert einen Urlaub, der so belebend (Tennis, SUP-Boarding, Jet-Ski) oder entspannend (Spa, Infinity-Pool mit Salzwasser, Yoga) ist, wie man es sich wünscht.


So überrascht es nicht, dass die hochkarätige Gästeliste des Cap-Eden-Roc seit Generationen glamouröse Persönlichkeiten umfasst. Das Hotel wurde 1870 als Refugium für Schriftsteller gegründet, jedoch recht schnell zum Hotel umgewidmet. In der Folge hieß es viel Prominenz aus Literatur, Kunst und Kultur willkommen, darunter F. Scott Fitzgerald, Ernest Hemingway und Pablo Picasso. Marc Chagall warf einst dort am Wasser seine Skizzen aufs Papier und Spartacus-Star Kirk Douglas glitt bei seinem Aufenthalt im Luxushotel der Oetker Collection Ende der 1960er Jahre auf Wasserski über das Meer. Es gibt sogar ein Foto des markanten Filmstars, auf dem er nahe dem Cap-Eden-Roc mit den Händen hinter dem Rücken durchs Wasser gleitet. In jüngerer Vergangenheit waren die Schauspieler Dustin Hoffman und Sean Penn dort zu Gast, denn das Cap-Eden-Roc sorgt auch dann für willkommene Entspannung, wenn in Cannes wieder einmal der Trubel des wichtigsten Filmfestivals der Welt herrscht.


Was die Unterkunft selbst betrifft, haben die Gäste die Qual der Wahl. Neben eleganten Zimmern und Fünf-Sterne-Suiten stehen auch Privatvillen zur Verfügung. Die neueste ist die Villa SainteAnne, die sich gegenüber dem schmiedeeisernen Tor des Hotels befindet. Das Anfang des 20. Jahrhunderts im italienischen Renaissance-Stil als Privathaus errichtete Objekt wurde 2019 ins Oetker-Portfolio aufgenommen. Nach zweijähriger Renovierungszeit verfügt es nun über fünf Schlafzimmer, einen Chauffeur-Service, einen weitläufigen Garten und einen eigenen Pool.

"Das Cap-Eden-Roc beeindruckt nicht nur mit atemberaubenden Sonnenuntergängen – die hervorragende Lage an der Riviera garantiert einen Urlaub, der so belebend oder entspannend ist, wie man es wünscht"

Olivier Creed

3. Hotel Splendido, Portofino, Italien

Hotel Splendido, Portofino, Italy
Olivier liebt: Den außergewöhnlichen Meerblick, den unvergleichlichen Hotelservice und die luxuriösen Zimmer, die mit stets frischen Blumen und wunderbaren Terrassen bezaubern. 


Manche Luxushotel schotten sich von ihrer Umgebung ab und erschaffen eine Art künstlichen – und dabei natürlich trotzdem anziehenden – Mikrokosmos, in dem verwöhnten Gästen das Gefühl vermittelt wird, der realen Welt entrückt zu sein. Das historische Hotel Splendido vertritt einen etwas anderen Ansatz: Es ist auf positive Weise in seine Umgebung eingebunden und hat am vorgelagerten winzigen Hafen sogar ein Schwester-Hotel, das Splendido Mare. Dort besitzt Eigentümer Belmond auch eine Gelateria und ein Restaurant. Mit einem Shuttle-Bus werden die Gäste von einem Hotel zum anderen gebracht. Allerdings gelangt man auch zu Fuß in etwa 25 Minuten vom Splendido am Hügel bis zum Hafen – ein wunderbarer Spaziergang über einen gewundenen Pfad mit Meerblick, der den schönen Namen „Pfad der Küsse“ trägt. 


Die Verbundenheit des Hotels Splendido mit seiner Umgebung mag auch etwas mit der Vergangenheit des Gebäudes und seinem Stellenwert bei der heimischen Bevölkerung zu tun haben. Im 16. Jahrhundert wurde es von Benediktinermönchen als Kloster errichtet – und sie verstanden etwas von Lebensqualität. Sie richteten das Gebäude nämlich so aus, dass es einen herrlichen Blick über das Meer bietet und den ganzen Tag in der Sonne liegt. Seine Karriere als weltbekanntes Hotel begann um die Jahrhundertwende. Ein örtlicher Pionier des Tourismus erwarb das Gebäude, nachdem eine neue Straße zur Anbindung an den nächstgelegenen Ort entstanden war. Um die 1950er Jahre war der Geheimtipp bis zu den Hollywood-Royals vorgedrungen, die wie magisch angezogen waren von diesem Stückchen echten Italiens abseits der überfüllten Straßen Roms und Venedigs. 


Belmond (bzw. Orient-Express Hotels, wie das Unternehmen damals hieß) erwarb die Immobilie 1985 und nahm über mehrere Jahre eine umfassende und feinfühlige Modernisierung vor. Zum neuen Angebot zählen die besonders diskrete Dolce Vita Suite, die auf einem eigenen Hügel in Hotelnähe liegt, sowie fünf neue Luxussuiten. Falls Sie in der Stadt sind, aber keine Zeit zum Verweilen haben, sollten Sie wenigstens ein Abendessen im Hotelrestaurant La Terrazza mit Blick über die Bucht einplanen. Wir dürfen schon einmal für Sie bestellen: Spaghetti alla Elizabeth Taylor, eine tomatige Kreation, die sich der Star bei ihren Besuchen gerne schmecken ließ.

4. The Pierre, New York City, USA

The Pierre, New York City, USA

5. The Ritz, Paris, Frankreich

The Ritz, Paris, France
Olivier liebt: Das legendärste aller Pariser Hotels – der atemberaubende Blick auf das betriebsame Stadtleben am Place Vendôme ist ein Bonus.


Das palastähnliche Hotel Ritz ist ein Fest für die Augen. Die Suite Impériale zum Beispiel steht als historische Sehenswürdigkeit unter Denkmalschutz. Einen besonders beeindruckenden Anblick bietet die neueste Attraktion: die Ritz Bar. Sie wurde im vergangenen Jahr eröffnet und begeistert mit einer Neuinterpretation des Stils der Belle Époque, auf den sich das Ritz beruft. Zahllose Säulen, üppige Vorhänge, Messing, Samt und ein verspieltes Tierkreiszeichen-Thema mit Lichteffekten runden das fantasievolle Design ab.


Das Hotel legt zwar viel Wert auf Tradition und die typischen „Ritz-Standards“ – dennoch scheut man sich keineswegs, Neues zu versuchen. Im Jahr 2012 wurde das Ritz für vier Jahre geschlossen, um eine Komplettrenovierung vorzunehmen, an der tausende Handwerker und Künstler beteiligt waren. „Wären Marcel Proust, Ernest Hemingway, Coco Chanel oder Maria Callas heute zu Gast im Ritz, wären sie zweifellos fasziniert von den dezent verborgenen TV-Bildschirmen, der sensorgesteuerten Beleuchtung und der optimal abgestimmten Klimatisierung“, hieß es damals. Unlängst (im Jahr 2020) zeichnete eine sechsteilige Netflix-Dokumentation die Abenteuer von François Perret nach, der Chefkonditor des Ritz, der mit einem Foodtruck durch Kalifornien tourte.


Doch der Geschichte des Hotels kann man nicht entkommen, und warum auch? F. Scott Fitzgerald, Ernest Hemingway, Noël Coward und Ian Fleming ließen das Ritz in ihren Romanen und Theaterstücken eine Rolle spielen. Man kann nicht über das Ritz schreiben, ohne auch die Bar Hemingway zu erwähnen. Dort können es sich die Gäste in bequemen Ledersesseln gemütlich machen und auf den tollkühnen amerikanischen Schriftsteller anstoßen, der die Bar von den Nazis befreien wollte, als die Alliierten 1944 nach Paris vordrangen.

"Man kann nicht über das Ritz schreiben, ohne auch die Bar Hemingway zu erwähnen. Dort können die Gäste auf den tollkühnen Schriftsteller anstoßen, der die Bar 1944 von den Nazis befreien wollte"

Olivier Creed

6. Claridge’s, London, Vereinigtes Königreich